Jahresbericht 01/2011 – 12/2011

Tätigkeit vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2011

Die GMDS-AG “Standards für Interoperabilität und elektronische Gesundheitsakten” (SIE) stellt sich der Herausforderung, die Standardisierungsaktivitäten auf dem Gebiet der Spezifikationen sowie der Architektur- und Designprinzipien zur Sicherung der Interoperabilität von Informationssystemen bzw. Systemkomponenten mit besonderem Augenmerk auf die Kernapplikation von eHealth-Umgebungen, die elektronische Gesundheitsakte oder international der Electronic Health Record (EHR) bzw. Personal Health Record (PHR), zu fördern. Ein wichtiges Ziel ist es, den Gegenstand, den Prozess und die Ergebnisse der Standardisierung zu verbreiten und damit zur Akzeptanz und Weiterentwicklung der “Standards für Kommunikation und Interoperabilität” durch Industrie sowie Anwender unter besonderer Berücksichtigung des Electronic Health Record beizutragen. Die Aktivitäten der AG sind eng mit dem Engagement der Leiter und Mitglieder im Rahmen von Standardisierungsgremien (HL7, DIN, CEN, ISO, IHE, …) verbunden. Auch wirkt sich die Kooperation mit der GMDS-AG „Datenschutz in Gesundheitsinformationssystemen“ sowie den EFMI Working Groups „Electronic Health Records“ und „Security, Safety and Ethics“ sehr vorteilhaft aus. Schließlich ist die Zusammenarbeit mit der IMIA Working Group „Standards in Health Care Informatics” zu nennen, zu deren Chair der AG-Leiter 2009 berufen wurde. Mit den genannten Organisationen – und hier insbesondere mit HL7 Deutschland e.V. und IHE Deutschland (Interoperabilitätsforum) – besteht naturgemäß die intensivste Zusammenarbeit.

Auf der Satellitenveranstaltung 2011, die im Rahmen der conhIT 2011 am 4. April 2011 in Berlin ausgetragen wurde, führte die GMDS AG SIE in Kooperation mit der HL7-Benutzergruppe in Deutschland einen Workshop zum Thema „Standardisierte Wissensrepräsentation zur Sicherung von Interoperabilität im Gesundheitswesen“ durch. Interoperabilität ist zuallererst nicht ein technisches, sondern ein semantisches, organisatorisches und sozial-kulturelles Problem, d.h. die Herausforderung des Verstehens der Informationsinhalte einschließlich der korrekten kontextuellen Interpretation sowie der Realisierung einer adäquaten Aktion über die Grenzen von Organisationen und Fachgebiete, aber auch Länder und rechtliche Domänen hinweg ist zu meistern. Die Repräsentation der Informationen einschließlich der zugrundeliegenden Konzepte sowie der entsprechenden Terminologien und deren Harmonisierung werden zum A und O verteilter, kooperierender Informationssysteme im Gesundheitswesen. Die internationale Standardisierung in ISO, CEN, HL7, OASIS, IHTSDO, etc. bietet dazu Lösungen an bzw. entwickelt erforderliche Spezifikationen. Der Workshop beschreibt das Anliegen, stellt Lösungen vor und identifiziert offene Probleme, vielfach demonstriert am Beispiel der elektronischen Gesundheitsakten, was sich in folgenden Beiträgen niederschlug:

  • Die Rolle von Referenzmodellen als Wissensrepräsentation für die Interoperabilität (Bernd Blobel, Regensburg)
  • Repräsentation klinischer Konzepte durch Archetypes (Hans Demski, München)
  • Repräsentation klinischer Konzepte durch CDA (Kai Heitmann, Köln)
  • Werkzeuge und Methoden für das praktische Management klinischer Konzepte (Sebastian Garde, Düsseldorf)
  • Konvergenz oder Divergenz der Wissensrepräsentation in medizinischer und biomedizinischer Informatik (Bernd Blobel, Regensburg)
  • Wissensbasierte Transformation von Kommunikationsstandards (Frank Oemig, Mülheim)
  • Die Rolle von Terminologien für Interoperabilität (Sylvia Thun, Köln)

Anschließend wurde eine Mitgliederversammlung der GMDS-AG SIE durchgeführt, auf der die nächsten Aktivitäten (z.B. Inhalt und Struktur des Workshops auf der GMDS-Jahrestagung 2011 in Mainz) aber auch Fragen künftiger Kooperationen beraten wurden.

Negativ wurde die zeitgleiche Veranstaltung eines IHE-Workshops zur Interoperabilität bewertet.

Gleichzeitig hat die AG eine mögliche Beteiligung an dem Interoperabilitätsforum, das gemeinsam von HL7 Deutschland, IHE Deutschland, dem Normenausschuss Medizin im DIN sowie dem bvitg veranstaltet wird und Fragen der Interoperabilität diskutiert, erörtert und in einer Abstimmung positiv beschieden.

 

Im Rahmen der 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) e.V. in Mainz veranstaltete die AG „Standards für Interoperabilität und elektronische Gesundheitsakten“ gemeinsam mit der GMDS-PG „Nutzung von elektronischen Patientenakten für die Forschung“ sowie HL7 Deutschland, IHE Deutschland und dem BMBF-Projekt „KIS-basierte Patientenrekrutierung“ am 26. September 2011 einen sowohl hinsichtlich des Inhalts als auch der Resonanz erfolgreichen Workshop zum Thema „Standards und Projekte zur Unterstützung der sekundären Nutzung von medizinischen Daten“. Dafür konnte anerkannte Referenten zu folgenden Themen gewonnen werden:

  • Harmonisation of clinical research projects using the “Biomedical Research Integrated Domain Group (BRIDG)“ model (Bernd Blobel, GMDS-AG SIE und HL7 Deutschland)
  • Implementation Guidelines for Oncological Services (Frank Oemig, GMDS-AG SIE, HL7 Deutschland und IHE Deutschland)
  • Quality, Research and Public Health Technical Framework (Björn Bergh, IHE Deutschland)
  • Standard Compliant Documentation of Medication Orders in Electronic Health Records and Clinical Trials (Sylvia Thun, GMDS-AG SIE und HL7 Deutschland)
  • Integrating Clinical Research Services into Hospital Information Systems: The IHE-CDISC Perspective (Pierre-Yves Lastic, CDISC Europe)
  • Farsite: An Innovative Application to Support the Design and Recruitment of Clinical Trials (Gery Leeming, University of Manchester, UK)
  • Comparison of HIS tools to support Patient Recruitment (Felix Köpcke, University of Erlangen-Nuremberg)
  • Availability of Real World EHR Data for Patient Recruitment: Results from 17 Case Studies (Benjamin Trinczek, University of Münster)
  • An Architecture Concept for EHR-based Patient Recruitment (Björn Schreiweis, Heidelberg University Hospital)
  • EuroShrine: Establishing a Proof of Concept Implementation and Validating the SHRINE Approach for the EHR4CR Project (Thomas Ganslandt, Sebastian Mate; University of Erlangen-Nuremberg)

Wegen der Mitwirkung von Rednern aus England und Frankreich wurde der von U. Prokosch und B. Blobel gemeinsam moderierte Workshop in englischer Sprache abgehalten.

 

Auf der gemeinsamen Jahrestagung 2011 von HL7 Deutschland und IHE Deutschland „Gemeinsam stark!“ vom 26.-28. Oktober 2011 in Göttingen mit Teilnehmern aus Frankreich, Luxemburg, der Schweiz und Deutschland wurden in Kooperation zwischen der AG „SIE“, HL7 Deutschland und IHE Deutschland Tutorials zu den Themen „IHE HL7 v2 Profil in der Praxis (z.B. Radiologie)“, „Identity Management“ und „HL7 v2.x und IHE Konformitätsanalysen und Tools“ durchgeführt.

 Geplante Aktivitäten 2012

Die GMDS-AG „Standards für Interoperabilität und elektronische Gesundheitsakten“ wird

  • auf der GMDS-Jahrestagung 2012 sowohl ein Tutorium als auch einen Workshop anbieten;
  • sich auf der medica 2012 engagieren;
  • auf der HL7/IHE Jahrestagung 2012 gemeinsam mit HL7 Deutschland und IHE Deutschland Tutorials realisieren.

 

Bernd Blobel, Regensburg, im Februar 2012

 

(Leiter der GMDS-Arbeitsgruppe „Standards für Interoperabilität und elektronische Gesundheitsakten“ (vormals „Standards für Kommunikation und Interoperabilität“) seit 2000)

 

Amtszeit der Arbeitsgruppenleitung und deren Vertretung

8. September 2009 – 7. September 2012

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